Salzburger SPÖ verlangt, die Errichtung von Arztpraxen in die GAF-Richtlinien aufzunehmen
SPÖ-Chef Walter Steidl | „Wenn wir wollen, dass in Zukunft auch im ländlichen Raum eine gute hausärztliche Versorgung besteht, wird die Politik Verantwortung übernehmen müssen“
Der zunehmende Hausärzt_innenmangel veranlasst Walter Steidl zur Forderung, dass Gemeinden auch dann GAF-Mittel erhalten sollen, wenn sie Ordinationsräumlichkeiten für die hausärztliche Versorgung errichten. „Wie wir aus der jüngeren Vergangenheit wissen, ist es immer schwieriger, junge Ärztinnen und Ärzte davon zu überzeugen, im ländlichen Raum eine Praxis zu übernehmen oder gar neu zu gründen. Angesichts des Ärztinnen- und Ärztemangels gepaart mit der Pensionierungswelle, die auf uns zukommt, wird dieses Problem noch größer werden, selbst wenn die verpflichtende Absolvierung und bundesweite Ausdehnung der Lehrpraxis ein wichtiger und richtiger Schritt ist“, begründet der Salzburger SPÖ-Chef seinen Vorstoß und ist überzeugt:
„Im Gespräch mit Ärzt_innen und Expert_innen höre ich immer wieder, dass für junge Ärzt_innen die finanzielle Hürde das größte Hemmnis ist, die Entscheidung zu wagen, eine Hausarztpraxis zu übernehmen oder gar neu zu eröffnen. Vor allem in ländlichen Gemeinden wird daher kein Weg daran vorbeiführen, dass diese in Zukunft Ordinationsräumlichkeiten günstig oder sogar ohne Mietzins zur Verfügung stellen“, so Steidl, der Verständnis zeigt: „Eine flexible Lebensplanung ist heute wichtiger als früher. Eine eigene Praxis irgendwo in irgendeinem Ort entspricht jedoch meistens dem Gegenteil davon.“
Landespolitische Verantwortung: Flächendeckende hausärztliche Versorgung
Für den Salzburger SPÖ-Chef ist die flächendeckende hausärztliche Versorgung eine Frage der Gerechtigkeit gegenüber dem ländlichen Raum: „Landärzte sind in Gesundheitsfragen gleichzeitig primäre Vertrauensperson und zentrale Anlaufstelle, sie sind die Grundlage einer funktionierenden flächendeckenden Gesundheitsversorgung.“ Darum sei es auch die Verantwortung der Landespolitik, ländliche Gemeinden bei der Aufrechterhaltung der Infrastruktur zu unterstützen. Die Aufnahme einer ‚Projektförderung Hausarztpraxis‘ in den GAF-Richtlinien wäre für Steidl nur gerecht und schaffe einen positiven Anreiz: „Wir dürfen betroffene Gemeinden nicht im Regen stehen lassen. Außerdem ist diese Maßnahme sinnvoll, weil sie die hausärztliche Infrastruktur nachhaltig sicherstellen und sogar verbessern würde.“
Gesundheitspolitische Handlungsmöglichkeiten auf Landesebene und ihre Grenzen
Wenngleich der Ärzt_innenmangel ein Problem sei, das nicht allein in Salzburg besteht und viele Dinge nur auf Bundesebene umgesetzt werden können, betont Steidl, dass es sehr wohl sinnvoll sei, im Rahmen der Möglichkeiten auf landespolitischer Ebene aktiv zu werden und nennt als Beispiel dafür das Salzburger Pilotprojekt „Salzburger Initiative für Allgemeinmedizin“ (kurz: SIA), das Walter Steidl in seiner Funktion als Gesundheitslandesrat 2013 umgesetzt hat. Durch eine halbjährliche Lehrpraxis bei einem Hausarzt bzw. einer Hausärztin im letzten Jahr der Turnusausbildung erhalten Jungmediziner_innen Praxis und werden an das Betätigungsfeld von Hausärzt_innen herangeführt. Unter dem Titel ‚Lehrpraxis‘ wird dieses Modell nun fünf Jahre später bundesweit ausgedehnt und ist ab Mitte 2018 für alle angehenden Ärzt_innen, für welche bereits die neue Ärzte-Ausbildungsordnung gilt, sogar verpflichtend.
„Die flächendeckende Gesundheitsversorgung braucht als starkes Fundament den niedergelassenen Bereich, der Haus- und Fachärzt_innen“, schließt Steidl.