Svazeks Irrweg zur Herdprämie ist gefährlich
60 Prozent der Vorschulkinder in Salzburg können kein oder zu wenig Deutsch, Altersarmut ist weiblich und der Wirtschaft gehen die Arbeitskräfte aus.
Bislang ging beim blauen Lieblingsthema in der Bildung, dem Ausbau der Kinderbetreuung zuhause, zum Glück wenig weiter. Im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten kündigte die zuständige LH-Stv.in Marlene Svazek (FPÖ) nun an, das heuer angehen zu wollen. SPÖ-Bildungssprecherin Bettina Brandauer und SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger warnen vor den negativen Auswirkungen und sind damit nicht allein.
60 Prozent der Vorschulkinder können kein Deutsch
„Laut aktuellem Bericht des Bildungsministeriums können in Salzburg 60 Prozent der Vorschulkinder nicht oder zu wenig Deutsch. Denkt Marlene Svazek tatsächlich, dass diese alarmierende Situation mit einem Ausbau der familieninternen Kinderbetreuung zuhause besser wird? Wir brauchen einen Ausbau der qualitativen Kinderbildung in den Elementarpädagogik-Einrichtungen. Frauen dafür zu belohnen, ihre Kinder so lange wie möglich zu Hause zu lassen, ist der falsche Weg“, erklärt SPÖ-Bildungssprecherin Bettina Brandauer.
Altersarmut ist weiblich
Kein Verständnis für den Ausbau des sogenannten Berndorfer Modells hat auch SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger: „Dass Armut im Alter vorwiegend Frauen betrifft, ist eindeutig belegbar und vor allem auf lange Fehlzeiten durch die Kinderbetreuung und sonstiger Care-Zeiten zurückzuführen. Der blaue Irrweg, die Frauen finanziell dafür zu belohnen möglichst lange zu Hause bei den Kindern zu bleiben ist nicht nur rückschrittlich, sondern gefährlich“, übt Dollinger Kritik. „Dass Eltern (fast ausschließlich Mütter) dazu verleitet werden, bis zum dritten Geburtstag zu Hause zu betreuen, kann fairerweise erst angedacht werden, wenn auch die Rückkehr auf den vorherigen Arbeitsplatz entsprechend lang ausgedehnt wird. Die sonst bestehende Lücke ab dem zweiten Geburtstag führt sonst meist zu einem Karriereknick, wenn nicht gar zum Verlust des Arbeitsplatzes.“
Wie reagieren IV und WK?
Unterstützung der Argumentation für den Ausbau der institutionellen Kinderbildung kommt seit Jahren aus der Wirtschaft und somit genau aus jenem Sektor, der sich Koalitionen zwischen ÖVP und FPÖ wünscht. „Die Wirtschaftsvertreter pochen seit langem auf mehr Angebot auf ganzjährige (Klein)Kindbetreuung, weil ihnen die Arbeitskräfte ausgehen. Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sind nun also gefordert, auf die FPÖ einzuwirken!“, fordert Bettina Brandauer.
Die meisten Familien würden es sich ohnehin nicht leisten können, dass ein Elternteil zu Hause bleibt und würden gerade deswegen das einjährige gehaltsabhängige Kinderbetreuungsmodell wählen, so die beiden SPÖ-Politikerinnen. Von einer Prämie fürs daheim bleiben würden somit vor allem finanziell Bessergestellte profitieren.