Zukunft Pflege | Vor der Wahl wichtig, nachher drauf vergessen
Forcher | Beim Fest der sozialen Arbeit Mitte September war ein lauter Appell der Pflege nach Entlastung und Arbeitszeitverkürzung zu vernehmen.
Am Podium saß Heinrich Schellhorn, ressortzuständiges Regierungsmitglied der Grünen. Das war vor der NR-Wahl. Nun, knapp danach, stellt sich Schellhorn im Landtag taub.
In der Wahlkampfauseinandersetzung für den Nationalrat war die Pflege über alle Parteien hinweg noch eines der Top-Themen. Doch kaum ist die Wahl geschlagen, wird es bei den anderen Parteien still um ernsthafte Bemühungen, den Pflegeberuf attraktiv genug für den Bedarf in der Zukunft zu machen und gesund genug zu gestalten, damit die Pflegerinnen und Pfleger lange ihren erlernten Beruf ausüben. Für die SPÖ ist die Einführung einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich dafür ein wichtiger und tauglicher Schritt.
Viele steigen aus
„Es ist lange bekannt, dass in vielen Seniorenwohnhäusern Zimmer unbewohnt bleiben müssen, weil das Pflegepersonal fehlt. Genauso verhält es sich mit vielen Pflegebetten, sie bleiben aufgrund des Personalmangels leer. Gleichzeitig ziehen sich immer mehr ausgebildete Pflegekräfte aus ihrem Beruf zurück, weil die Belastung zu groß, die Arbeitsfrequenz zu hoch und die Erholungszeiten zu gering sind. Da reden wir noch gar nicht, über die Bezahlung“, weiß SPÖ-Abgeordneter Gerald Forcher.
„Es gibt den expliziten Wunsch vieler Pflegekräfte weniger zu arbeiten. Wäre das möglich, würden sie länger gesund und mit Freude im Beruf bleiben und somit Druck aus dem System des chronischen Personalmangels in Seniorenwohnhäusern und der mobilen Pflege nehmen. Doch das wollen ÖVP, Grüne, Neos und FPÖ nicht. Keiner unterstützte unseren Antrag bei der Landtagssitzung am vergangenen Mittwoch“, sagt Forcher.
LH-Stv. Schellhorn ignoriert Apell der Pflege
Am Fest der sozialen Arbeit – Tag der Pflege Mitte September 2019 in Salzburg kamen rund 350 bis 400 Beschäftigte aus dem Gesundheits- und Sozialbereich zusammen. Als Diskutant auf dem Podium auch das ressortzuständige Regierungsmitglied der Grünen, Heinrich Schellhorn.
„Schellhorn wurde mehrmals mit Fragen nach einer Arbeitszeitverkürzung aus dem Publikum konfrontiert. Doch jetzt, nach der Wahl, wusste Schellhorn im Landtag davon nichts mehr. Der Grünen-Chef ignorierte die Appelle der Beschäftigten bei der Diskussion unseres Antrags im Landtag bewusst. So geht man mit der Pflege nicht um!“, kritisiert Gerald Forcher. „Wir garantieren, die Pflege nicht im Stich zu lassen und uns weiterhin für sie stark zu machen.“