110 Jahre seit Gründung der Kinderfreunde – Demokratie und Kinderrechte wichtiger denn je

110 Jahre seit Gründung der Kinderfreunde – Demokratie und Kinderrechte wichtiger denn je

2018 feiern die Kinderfreunde Österreich ihr 110jähriges Jubiläum und die Kinderfreunde Salzburg das Wiedererlangen ihrer Einrichtungen nach Abschluss des Restitutionsverfahrens nach dem zweiten Weltkrieg. Die Lage in Österreich und Salzburg zeigt: Ein gerechter Bildungszugang, gesunde Ernährung, beste Betreuung, Mitbestimmung sowie Friedenserziehung und Gemeinschaft in Zeiten, in denen Feindseligkeit zwischen verschiedenen Gruppen herrscht, sind so wichtig wie eh und je.

Bei der Entstehung der Kinderfreunde 1908 drehte sich alles darum, den Kindern der extrem verarmten Tagelöhnern, Handlangern und Gelegenheitsarbeitern in der Monarchie Grundversorgung in Form von Kleidung und Nahrung, Stabilität und Geborgenheit, qualitätsvolle Betreuung, Bildung und einfach „Kind-sein“ zu ermöglichen. Bei 16-Stunden-Tagen, furchtbaren Wohnverhältnissen, Kinderarbeit, Krankheit und Elend wahrlich keine leichte Aufgabe. Die Arbeiterkinder wuchsen oft auf der Straße heran. Eltern hatten kaum Zeit für Erziehung. Zunächst zur Fürsorge für Arbeiterkinder gegründet, schaffte der Verein Spielsachen an und organisierte Märchenabende. Schnell wurde daraus die Idee, Kinder zu fördern und ihnen bessere Lebensmöglichkeiten zu bieten. Auch gesundheitliche Aspekte der Erziehung gewannen an Bedeutung. Zum Beispiel wurden Sommercamps organisiert, um Tuberkulose unter Kindern einzudämmen.

Vor 70 Jahren: Abschluss des Restitutionsverfahrens für die Kinderfreunde Salzburg

Der erste Kinderfreunde-Verein in Salzburg wurde 1922 von Peter Brunner im heutigen Salzburger Ortsteil Liefering gegründet. 1926 wurde ein Spiel- und Sportplatz errichtet. In der Folge das erste Kinderfreunde-Heim. Im zunehmend antidemokratischen politischen Klima wurden bis 1934 sämtliche Besitztümer der Kinderfreunde beschlagnahmt, der Verein aufgelöst, dessen Arbeit verboten. Im Untergrund kämpfte man weiter für das Kinderwohl.
1948 erhielten die Kinderfreunde nach einem Restitutionsverfahren Sportplatz und Heim zurück. Heute sind die Kinderfreundinnen und Kinderfreunde eine der größten Organisationen für Kinder und Familien– und starker Anwalt für deren Rechte.

Über den Tellerrand der Erwachsenen blicken –viele Themen aktueller denn je

Kinderfreunde-Landesvorsitzende Cornelia Schmidjell: „Arbeit für und mit Kindern muss eine zentrale gesellschaftliche Zielsetzung sein, bei der es nicht um Parteipolitik, wohl aber um Werte und Grundrechte geht. Wer über den Tellerrand blickt, wird feststellen, dass die Welt der Kinder meist viel reicher, bunter und in vielerlei Hinsicht auch größer ist, als die der Erwachsenen.

„Die Ideen und Grundsätze aus der Anfangszeit sind auch heute topp aktuell. Wir wollen Kindern ein liebevolles Spiel- und Betreuungsumfeld möglichst frei von Sorge bieten. Wir unterstützen mit unseren Angeboten Kinder in Ihrer persönlichen Entwicklung und machen Zusammenhalt und Mitbestimmung begreifbar und spürbar. Haben die Eltern niedrige Einkommen, gibt es bei uns trotzdem volles Programm, gesundes Essen bei Veranstaltungen und Respekt für alle – unabhängig vom familiären Hintergrund. Das ist in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung notwendiger denn je. Und: Wir stellen uns mit aller Kraft hinter die Opfer von Verfolgung, Missbrauch und Ausgrenzung: Alle Kinder haben Rechte! Kinderrechte erlauben keine Ausgrenzung und keine Diskriminierung“, so Cornelia Schmidjell und Kinderfreunde-Landesgeschäftsführerin Vera Schlager: „Sie stehen für uns an erster Stelle.“

Mitbestimmung und Mitgestaltung: das ist gelebte Demokratie

Die Demokratie wird von immer mehr Seiten angegriffen. „Deshalb ist uns wichtig, diese beste Form gesellschaftlichen Zusammenlebens zu leben und praktisch zu vermitteln: unsere Angebote laden dazu ein, den Inhalt des Programms mitzubestimmen, freie Entscheidungen im Spiel treffen zu dürfen und gleichzeitig Regeln in der Gemeinschaft zu entwickeln. Nie wieder Krieg und soziale Sicherheit für alle Kinder sind unverzichtbar. Das dürfen wir nie vergessen“, so Cornelia Schmidjell und Vera Schlager angesichts des Jubiläumjahres.

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